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Hier wollen wir mit einigen Erzählungen und Anekdoten die Welt der Berge, der Mineralien und der Menschen die sich in dieser Welt bewegen, etwas näher bringen.

STEINE AUS DER STEINZEIT

Eine sensationelle Entdeckung

Im Sommer 1989 führte Frau Prof. Dr. Margarita Primas von der Universität Zürich mit Studenten eine Arbeitswoche im Userntal durch. Man wollte früh- und urgeschichtliche Siedlungen und Wege suchen und erforschen. Ein Ziel waren die Übergänge vom Urserntal ins Göscheneralptal im Bereich des Spitzigrates. Vor der Erschliessung der Schöllenen könnten diese benutzt worden sein. Bevor man den Aufstieg zum Grat in Angriff nahm, wollte man noch eine Pause einlegen und Frau Professor Primas bat die Studenten, einen Rastplatz zu suchen. Fast instinktiv steuerten die angehenden Archäologen auf eine markante Stelle in der Landschaft hin, einen etwas oberhalb der drei Rossplattenseen gelegenen, riesigen Felsblock. Sie hatten den schönsten Rastplatz weit und breit gefunden, einen Platz, der Übersicht bietet, Sicherheit und Schutz.

Die Exkursionsleiterin, Frau Primas war nicht besonders hungrig oder durstig, eher aber wissensdurstig und sie begann vor dem grossen Felsblock einige Steinplatten hochzuheben um zu schauen, was sich darunter befindet. Oft entdeckt man dann Ameisen, Käfer und Insektenlarven. Keine spektakuläre Sache für eine Archäologin. Aber Halt, unter einem der Steine glitzerten Quarzbruchstücke, Abschläge von Bergkristallen, die sie an steinzeitliche Werkzeuge erinnerten. Ganz klar, dieser Fund musste genauer untersucht werden. Somit erstellten die Studenten einen Lageplan und fotografierten die vielversprechende Situation von allen Seiten.

Eine genaue Untersuchung des Platzes erfolgte ein Jahr später. Eine Menge Bergkristall- und Rauchquarzbruchstücke, aber auch zerlegte Kristallgruppen kamen zu Tage. Sie lagen in einer sandigen, von Holzkohle durchsetzten Schicht. Nun wurde endgültig klar, dass man auf einen Werkplatz von Kristallsuchern und Werkzeugmachern gestossen war. Die Altersbestimmung an verschiedenen Holzkohlebruchstücken mit der C14 Methode ergab Daten von 1782 bis 2500 v. Chr.

Somit waren wahrscheinlich von der späten Steinzeit bis zur frühen Bronzezeit immer wieder Kristallsucher hier tätig. Das Rohmaterial, Bergkristalle und Rauchquarze fanden sie damals zur Genüge im Schutt und in Klüfte der höher liegenden Felsen.

Viele Fragen bleiben offen. War das Urserntal damals schon besiedelt und wenn ja, wo und wie? Waren die Werkzeuge aus Kristall für den lokalen Gebrauch oder  wurden sie exportiert? Wie waren die klimatischen Verhältnisse? Wie lebten diese Menschen, wie dachten und fühlten sie?
                                                                                                                                                   Peter Indergand



Bei diesem Felsblock wurden die, in der Steinzeit bearbeiteten Quarze gefunden.
Eine Handvoll Kristall- und Rauchquarzspitter vom Rossplattensee.
Quarzsplitter vom Rossplattensee aus der Sammlung des Talmuseums Ursern in Andermatt.
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